CO2: Mit diesen Maßnahmen senken Mittelständler ihre Emissionen
6. Juni 2023
- Neue Insights
Deutsche mittelständische Unternehmen gehen den Klimaschutz aktiv an: Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen wollen weiterhin auf die Nutzung regenerativer Energieträger verzichten. 71 Prozent der Unternehmen arbeiten an der energetischen Sanierung ihrer Gebäude, fast zwei Drittel (63 Prozent) der produzierenden Unternehmen entwickeln aktuell Produktionsverfahren, die schad- und treibstoffarm sind. Aber: Nur 40 Prozent der Unternehmen hat bisher eine ausformulierte Strategie, wie sie ganz konkret dem Klimawandel begegnen möchte. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen branchenweiten Befragung deutscher Unternehmen im Mittelstand des Umfrage- und Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch und der Leuphana Universität Lüneburg.
- 79 Prozent der Unternehmen prüfen weitere Investitionen in Klimaschutz
- Nur 11 Prozent wollen die Klimastrategie als Basis für ihre Geschäftsstrategie nutzen
- Fast zwei Drittel siedelt Verantwortung für Klimaschutz auf Ebene von Vorstand und Geschäftsführung an – der Rest darunter
„Die Realität bei Klimaschutzmaßnahmen deutscher mittelständischer Unternehmen ist deutlich besser, als es das öffentliche Bild vermuten lässt“, sagt Karsten Schulze, Senior Partner & Vorstand bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Die Unternehmen haben sich in großer Zahl auf den Weg gemacht und damit begonnen, ganz konkrete Maßnahmen bereits umzusetzen, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Das belegen diese aktuellen Zahlen von Forsa.“
79 Prozent der befragten Unternehmen haben zudem angegeben, weitere Investitionen zu prüfen, um dem Klimawandel zu begegnen. An der Finanzierung von zertifizierten Klimaschutzprojekten arbeiten 40 Prozent, um die eigenen Emissionen zu kompensieren. „Da aber weniger als die Hälfte bisher über eine Klimastrategie verfügen, müssen die Mittelständler aufpassen, dass sie sich nicht mit einer zu großen Zahl an Einzelmaßnahmen verzetteln“, sagt Karsten Schulze.
Die Hälfte der Unternehmen arbeitet an einer Klimastrategie
„Experimente sind gut, koordiniertes Vorgehen ist stets besser“, sagt Karsten Schulze. „Es ist zu konstatieren: Das haben viele Unternehmen bereits erkannt. Auch wenn nur eine Minderheit eine eigene Strategie bisher implementiert hat: die Hälfte der Unternehmen arbeitet gerade aktiv daran.“ 52 Prozent der Mittelstandsunternehmen haben ausgesagt, aktuell eine eigene Klimastrategie zu entwickeln.
Die energieintensiven, produzierenden Unternehmen sind Vorreiter. Hier verfügt die Hälfte stand heute über eine Klimastrategie. Zum Vergleich: Bei Dienstleistern ist es ein knappes Drittel (31 Prozent), im Handel sind es ein Viertel der befragten Unternehmen.
Auch im Rahmen der Gesamtstrategie der Mittelständler hat das Thema Klima deutlich an Relevanz gewonnen. 56 Prozent geben an, dass Klimaaspekte ein wichtiger Teil ihrer generellen Geschäftsstrategie sind. Allerdings wollen nur elf Prozent der Unternehmen ihre Klimastrategie als Basis für die übergeordnete Unternehmensstrategie nutzen. Professor Dr. Patrick Velte von der Leuphana Universität Lüneburg, der die Untersuchung wissenschaftlich begleitet hat, sagt: „Eine erfolgreiche Klimatransformation muss auch eine Anpassung des Geschäftsmodells und der damit einhergehenden Produkte und Dienstleistungen nach sich ziehen. Im anderen Fall bestehen die Risiken einer symbolischen klimabezogenen Unternehmenskommunikation, einer verfehlten Klimaneutralität bis 2045 und der Nichterreichung des 1,5-Grad-Ziels.“
Kernprozesse will eine knappe Mehrheit anpassen, aber nur eine Minderheit strebt vollständige CO2-Neutralität an
„Es bleiben stand heute zumindest Fragezeichen, wie tief die Klimastrategien der Mittelständler wirklich wirken werden“, sagt Karsten Schulze. Denn nur 55 Prozent wollen auf Basis der Strategien ihre Kernprozesse verändern, 41 Prozent die Produktportfolios anpassen und 40 Prozent das Geschäftsmodell selbst reformieren. Dagegen sagen 79 Prozent, dass sie selektiv Prozesse anpassen wollen. Karsten Schulze sagt: „Diese Zahlen liefern zumindest eine vorsichtige Indikation, dass bei einigen Unternehmen die vielfach bereits angestoßenen Maßnahmen ein stückweit aktionistisch sein könnten – ohne, dass ich damit die Qualität der einzelnen Maßnahmen und ihre Wirkung bewerten möchte und kann. Allerdings werden wirklich ambitionierte Ziele dauerhaft nur erreichbar sein, wenn der Klimagedanke in allen Bereichen des Unternehmens kraft faktischer Veränderung von Prozessen verankert wird.“
Dazu passt: CO2-Neutralität haben gerade einmal 28 Prozent als Ziel ihrer Klimaschutzmaßnahmen angegeben (Handel: 50 Prozent; Industrie: 34 Prozent; Dienstleistungen: 15 Prozent). Der größte Teil will CO2 reduzieren (72 Prozent). Die Hälfte will die laufenden Maßnahmen in fünf Jahren umgesetzt haben, ein Viertel in zehn Jahren. Der Rest plant dafür noch deutlich mehr Zeit ein.
Zudem hat zwar die deutliche Mehrzahl (61 Prozent) einen Verantwortungsbereich für ESG und Klimafragen auf Ebene des Vorstands und der Geschäftsführung geschaffen, zum Beispiel einen Chief Sustainability Officer (CSO). Nachhaltigkeitsausschüsse im Aufsichts- oder Beirat sind dagegen bislang selten (19 Prozent). Professor Dr. Patrick Velte sagt: „Die personelle Zuordnung von Klimaexpertise entweder bei einer Person oder einem Ausschuss im Vorstand sowie im Aufsichts- und Beirat ist der erste Schritt zur Institutionalisierung von Nachhaltigkeitskompetenz in der Unternehmensführung und -aufsicht. Langfristig müssen jedoch alle Gremienmitglieder die entsprechende Kompetenz aufbauen. Ausgewählte Kompetenzträger als „Insellösung“ können stets mit dem Risiko einer symbolischen Climate Governance verbunden sein – man denke an die Chief Digital Officer der 2010er-Jahre zurück. Auch bei den Ebenen unterhalb der Geschäftsführung muss Klimaexpertise konsequent auf- und ausgebaut werden.“
Über die Untersuchung:
Das Umfrage- und Meinungsforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch insgesamt 152 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen mit einem Jahresumsatz zwischen 40 Mio. Euro und 1 Mrd. Euro (deutscher Mittelstand) befragt, darunter rund 50 Prozent aus dem produzierenden Gewerbe. Die Untersuchung ‚Climate Governance 2023‘ von FTI-Andersch in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg (Professor Dr. Patrick Velte) kann hier vollständig heruntergeladen werden.
Über FTI-Andersch:
FTI-Andersch ist eine Unternehmensberatung, die ihre MandantInnen in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. FTI-Andersch begleitet aktiv Unternehmen, die sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen beschäftigen müssen – oder frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig ausrichten möchten.
Zu den MandantInnen zählen insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch ist Teil der international FTI-Consulting-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 7.500 MitarbeiterInnen.
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Senior Partner & Vorstand
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